Neuruppin (OPR-BRB)

Im Norden des Landes Brandenburg liegt Neuruppin. Es ist die Kreisstadt des Landkreises Ostprignitz-Ruppin, ca. 60 km nordwestlich von Berlin. Der Dichter Theodor Fontane ist hier geboren. Deshalb nennt man sie auch die Fontanestadt.

Geburtshaus Th. Fontane
Das Geburtshaus von Theodor Fontane in der Karl-Marx-Straße 84

Außerdem ist sie die „preußischste aller preußischen Städte“, was sich im Stadtbild auch immer wiederfindet. Architekturbegeisterte Leute werden sich an den alten Häuserfassaden nicht sattsehen können. Sie gilt als eine der flächenmäßig größten Städte Deutschlands. An der Ost-Südostseite grenzt der Ruppiner See an. 

Hauptpost NP
Eines der vielen alten Häuser. – Heute Sitz der Hauptpost

Es gibt bereits eine vorgeschichtliche Besiedlung, die in der mittleren Steinzeit über die jüngere Bronzezeit hinreicht. In dieser Zeit waren im Gebiet germanische Siedlungen zu finden. In spätslawischer Zeit soll das Gebiet vom Stamm der Zamzizi besiedelt sein. Um 1200 wurde das Land durch deutsche Adlige erobert. Die Grafen von Lindow-Ruppin haben die Stadt gegründet. Allerdings hier noch mit dem Namen Ruppin. Aus dem Jahre 1238 stammt die erste urkundliche Erwähnung. Am 09. März 1256 erfolge die Verleihung des Stendaler Stadtrechtes. Im 13. Jahrhundert erfolgte die Befestigung der Stadt durch Palisaden und ein Wall-Grabensystem. Es erfolgte dann aber eine Verstärkung durch Mauern, Wall-Grabenanlagen und 2 hohen Türmen. Die Türme sollten die Stadtmauern verstärkten. Aus dieser Zeit stammen drei Tore. Im Norden das Altruppiner/Rheinsberger Tor, das im Süden gelegene Berliner/Bechliner Tor und das im Osten gelegene Seetor. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war die Stadt vollkommen ummauert.

Bhf. Rheinsberger Tor
Der heutige Bahnhof Rheinsberger Tor

Im Mittelalter war Neuruppin den größeren nordostdeutschen Städten zugehörig. Aus dieser Zeit sind Teile erhalten geblieben. Dazu zählen Teile der Stadtmauer, Teile der Klosterkirche St. Trinitatis aus dem Jahre 1246,

Wahrzeichen Türme St. Trinitatis
Die Kirche St. Trinitatis von der Seeseite

die St. Georgs-Kapelle aus dem Jahre 1362, das Siechenhospital aus 1490 mit der St.-Lazarus-Kapelle (im Jahre 1491 geweiht und Reste des Seeviertels.

Hospitalkapelle St. Georg
Die Hospitalkapelle St. Georg: Die kleine Kapelle gehörte zum Hospital St. Georg. Erwähnt wurde sie erstmalig 1362. Die Kapelle und Hospital wurden vor den Toren der Stadt gebaut. Da die Aussätzigen die Stadt nicht betreten durften, fanden sie hier Aufnahme

Am Sonntag, den 26. August 1787  brach ein großer Flächenbrand aus (gut dargestellt im Neuruppiner Museum).

Museum NP außen
Der Eingang zum Museum

Ausgebrochen ist das Feuer nachmittags in einer Scheune, die mit Getreide gefüllt war. Die Scheune befand sich am Bechliner Tor und hat sich schnell ausgebreitet. Viele Häuser und Gebäude sind dem Brand zum Opfer gefallen, Menschenleben waren nicht zu beklagen. 1788-1803 beaufsichtigte die Wiederaufbaukommision die Arbeiten, um die Stadt wieder herzurichten. Das geschah nach Plänen von Bernhard Mattias Brasch. Mit dem Wiederaufbau entstand eine außerordentliche klassizistische Stadtanlage, die als Musterbeispiel dient.  Der Wiederaufbau war 1803 abgeschloßen, bis auf die Pfarrkirche St. Marien. Wegen statischer Probleme wurde der Aufbau erst 1806 abgeschlossen. 

Am Südrand der Stadt wurde 1893 die Landesirrenanstalt Neuruppin errichtet (siehe Beitrag Ruppiner Kliniken).

Roter Max
Blick auf das Klinikgebäude von der Fehrbelliner Straße aus. Im Hintergrund der Turm des „Roten Max“

Nach dem 2. Weltkrieg wurde Neuruppin zu einer der größten Garnisonen der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Den nördlich gelegenen Flugplatz benutzten die Streitkräfte als Militärflugplatz. Dadurch kam es zu hoher Lärmbelästigung, wodurch es 1989 massive Demonstrationen gab. Der Flugplatz wurde daraufhin geschlossen und dient heute als Segelflugplatz. Rund um den Flugplatz sieht  man deshalb auch zahlreiche Hangargebäude. Teilweise wurde sie verkauft und werden heute von Firmen benutzt. Allerdings stehen auch viele noch leer. Das Areal an und um den Hangergebäuden soll wohl geräumt sein, aber Warnschilder findet man zuhauf  dort noch. Die 12. sowjetische Panzerdivision hatte bis 1991 in Neuruppin ihren Standort. Die hier gebauten Kasernen wurden später zu Wohnhäusern umgebaut. 

Neuruppin besitzt eine jodhaltige Thermalsole. Diese wurde die erste staatlich anerkannte Heilquelle im Land Brandenburg. Das war am 12. Mai 2011.

Fontane Therme
Die Fontane Therme / Resort Mark Brandenburg von der Seeseite aus

Aufgrund seiner nahen Lage zum Ruppiner See ist Neuruppin ein Touristenanziehungs- und Erholungspunkt geworden. Von Neuruppin aus lassen sich auch Ausflüge zu Fuß, Fahrrad oder Boot in die nähere Umgebung machen. Außerdem finden hier regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt.

Traditionell am ersten Samstag im August findet auf dem Ruppiner See in Altruppin und dem Rhin die Korsofahrt mit dem Boot statt.

Seeblick Korsofahrt
Korsofahrt: Blick auf die beleuchteten und geschmückten Boote auf dem See

Im November findet der Martinimarkt statt, die größte Kirmes zwischen Berlin und Ostsee (über den berichte ich gesondert). 

Riesenrad Martinimarkt NP
Blick von der Karl-Marx-Straße auf das Riesenrad am Schulplatz, schon von weitem sichtbar.

Ferner ist ein Ausflug zur Boltenmühle und Tierpark Kunsterspring empfehlenswert (über diese Orte berichte ich gesondert).  

Wasserradmuehle
Die Mühle mit Wasserrad

Neuruppin ist einer der vielen Orte, durch den 1945 der Todesmarsch vom KZ Sachsenhausen ging.

 

 

 

 

 

St. Anna Kirche (Stendal/Altmark-ST)

In der Stadt Stendal, eine Hanse- und Kreisstadt des Landkreises Stendal steht die St. Anna Kirche am Rande der Altstadt. Bei der Stadt handelt es sich um die größte Stadt und Verkehrsknotenpunkt in der südöstlichen Altmark. Sie ist westlich von der Elbe zu finden und ca. 120 km von Berlin entfernt.

hintere Kirchenansicht.
Blick von hinten auf die Kirche

Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche im spätgotischem Stil gebaut.  Im Mittelalter hatten die Franziskanerinnen dort eine Klosterniederlassung. Heute wird es auch Altes Kloster genannt. 1461 fand die Weihe der Kirche durch Bischof Wegedo von Havelberg. Die Heilige Anna war zur Gründungszeit des Klosters hochverehrt. Daher wurde die Kirche der Heiligen Anna geweiht. Die erste urkundliche Erwähnung fand 1464 statt. Von dem Kloster sieht man noch ein mit der Kirche verbundenes Gebäude. Das ist allerdings im Laufe der Jahre oft verändert worden. 

Gartenansicht Kirche und Kloster
Die Kirche von der Gartenseite. Unter dem Torbogen befindet sich ein Grab sowie Gedenktafeln. Links hinter dem Strauch der Garteneingang und ein Teil des ehemaligen Klosters

Das Annenkloster wurde 1540 in ein evangelisches Stift umgewandelt, welches auch eine Mädchenschule beherbergte.  Da die Zahl der Katholiken stieg, wurde 1784 ein Vertrag mit dem Annenstift geschlossen, worin die Nutzung der Annenkirche für katholische Gottesdienste geregelt wurde. Im Jahre 1808 wurde wieder eine katholische Pfarrei  in Stendal errichtet. Eine Gedenktafel erinnert an den ersten Pfarrer. 1907 ging die Annenkirche in das Eigentum der Gemeinde über.

Tafel Pfarrer
Die Gedenktafel am Hauptportal (Straßenseite) für den ersten Pfarrer Benediktus Greb

Am 15. Februar 1973 kam es zu einem Brand, bei dem der ganze Dachstuhl ausgebrannt war. In der Orgel kam es zu einem Feuer. Der erste Gottesdienst nach dem Brand erfolgte am 12. Juli 1974.

Korpus Kreuz
Gegenüber der Treppe zur Empore, der rauchgeschwärzte Korpus eines Kreuzes aus der Zeit des Brandes

Kommt man in die Kirche befindet man sich erst einmal in der Unterkirche. Darüber befindet sich die Nonnenempore. Den Chorraum sieht man durch zwei Rundbögen. Durch die Höhe ist der Raum heller als die Unterkirche. Dort blickt man auf den Altar und Lesepult.

Unterkirche, Orgelempore, Tympanon
Blick vom Altar aus auf die Unterkirche und Orgelempore. Links ist das Tympanon an der Wand zu sehen

Die frühere zweigeschossige Sakristei befindet links neben dem Altarraum. Über dem Eingang der alten Sakristei befindet sich ein Jesuskreuz. Es stammt von Anfang 16. Jahrhundert.

Kreuz Sakristei
Das Kreuz stammt vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Früher war es an der Emporenbrüstung platziert. Seit 1948 an dem Platz

Rechts vom Altarraum  befindet sich eine kleine Kapelle. Dort findet man den Taufbrunnen.

Taufbrunnen
Der Taufbrunnen in der kleinen Kapelle. Gestaltet durch Werner Nickel 1963

Außerdem ist in der Kapelle eine Grabplatte angebracht. Die erinnert an eine Leiterin des Annenklosters zur protestantischen Zeit, die 1812 mit 82 Jahren verstarb.

Grabplatte Kapelle
Die Grabplatte in der Taufkapelle

Steht man vor dem Altar zieht ein Flügelaltar den Blick auf sich. Ursprünglich aus der Kirche von Wartenberg ist aber seit 1948 in St. Annen und eine Leihgabe des Altmärkischen Museums.

Flügelbild hinter Altar
Flügelaltar Hauptfigur ist Maria mit lächelnden Kind und Zepter in der Hand von Engeln umgeben; Flügel links: Hl. Margarete, unten: Hl. Anna Flügel rechts: Hl. Apostel Johannes, unten: Hl. Helena

Ein geschnitztes Türbogenfeld (Tympanon) befindet sich an der Wand rechts. Datiert wird es auf die Zeit von 1510-1520. Ursprünglich aus der Kirche in Berge/Elbe und ist ebenfalls eine Leihgabe des Museums.

Türbogenfeld - Tympanon
Türbogenfeld. – Im Mittelfeld die Hl. Anna selbdritt, linkes Feld Verkündigung Maria, rechts Geburt Jesu. – Anna Selbdritt steht für die 3 Generationen: Anna, Maria, Jesus

Steht man vor dem Altar und sieht nach oben, blickt man auf die Empore von der die Nonnen damals am Gottesdienst teilgenommen haben. Heute ist sie die Orgelempore.

Robson-Orgel
Die Robson-Orgel in St. Anna, Stendal in der ehemaligen Empore für die Nonnen

Die Orgel, die im Jahr 1870 von Thomas J. F. Robson eigentlich für die St. Andrews Church in Hastings bestimmt war, kam nach einigen Zwischenstationen 2014 nach St. Anna. Nachdem die St. Andrews Church 1970 abgerissen wurde, war die Orgel erst einmal in der Kirche St. Peters in Prestbury. 2010 erwarb der Orgelbaumeister Fokke R. Feenstra aus Grootegast die Orgel. Seine Firma ist spezialisiert auf die Rekonstruktion historischer englischer Orgeln.

Pfeifen
Blick auf die Orgelpfeifen

Betritt man die Kirche vom Garteneingang her, fällt der Blick auf ein altes Andachtsbild aus dem 15. Jahrhundert. Dieses Andachtsbild wird auch Pietá genannt. Davor befindet sich der Kerzenständer, an dem man eine Kerze anzünden kann.

 

 

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